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Unverhofft kommt oft, denn auf einmal standen Aggi und Sven von INSIDE Mountainbike bei uns im Laden. Und so wurde aus einer kurzen Testrunde mit dem Rad seiner Träume, schnell ein Interview mit Hausbesuch.
Interview mit Daniel Dellen von Watzup
Sven: Hi Daniel erstmal Danke, dass Du dir Zeit genommen hast. Watzup liegt im Herzen des Ruhrgebiets, eigentlich ein nicht so Mountainbike affines Pflaster. Stell dich und deinen Laden doch einmal kurz vor
Daniel (Watzup): Hallo Sven und alle Mitlesende. Das mache ich sehr gerne. Mein Name ist Daniel Dellen und ich bin seit 2003 der Inhaber von WaTzUp in Oberhausen. Letztes Jahr bin ich 40 geworden, habe eine Frau und 2 Töchter. Meine Radkarriere war eher klassisch für jemanden in meinem Alter. Angefangen hat alles mit dem Film E.T. der Außerirdische. Da war es um mich geschehen. Ein BMX Rad musste her und ich wollte so fahren können wie die Jungs im Film. Wir waren jeden Tag draußen mit den BMX Bikes. Bei Regen halt im Parkhaus, unter der Brücke oder unter dem Dach an der Uni Duisburg, übten unsere Tricks und hatten maximalen Spaß. Unsere Clique bestand aus Skatern, BMXer, Sprühern, Leute die Hip Hop hörten und machten, wie Leute die Hardcore, Punk oder Grunge mochten. Eine sehr witzige Zeit die mich stark geprägt hat und irgendwann bin ich halt aus 20 Zoll raus gewachsen. Also brauchte ich etwas neues, ein Mountainbike!
Den Laden WaTzUp gibt es seit 1993. Er war erst in Duisburg, die Fahrradabteilung eines Outdoorladens, dem „Watzmannladen“. Diese befand sich in der ersten Etage des Gebäudes. Daher kommt auch der Name, „Watz“ wegen Watzmannladen und „up“ wegen upstairs, also engl. Treppe hoch. Heute sind wir ein Mountainbikeladen der auch Trekkingräder verkauft.
Bei uns gibt es kein Rennrad, keine E-Bikes, keine Kinderräder und auch kein Zubehör für diese Bikes. Wir sind selber zu 100% Biker mit Herz und Seele und das seit über 30 Jahren. Jeden Tag beschäftigen wir uns beruflich sowie in unserer Freizeit mit dem Thema Mountainbike.
Angefangen von Hardtails in der Preisspanne von 600-3000 €, über Trail- und All Mountainbikes findet man bei WaTzUp auch viele Downhillbikes. Unser Schwerpunkt liegt bei Mountainbikes um die 140-160mm Federweg und deren Zubehör. Hier sind wir sehr spezialisiert im Endurobereich. Klassische Cross Country Fullys findet man bei uns eher nicht. Noch kurz zum Ruhrgebiet als Mountainbikespot: Hier hat man fast alles was das Herz eines Mountainbikers höherschlagen lässt. Flowige Singletrails, knifflige Uphills, coole Downhills und viel, viel Wald. Viele coole Gebiete liegen im direkten Umfeld von Oberhausen. Das Ruhrtal ist herrlich. Ratingen Singletrailland rockt. Oder unsere Halden, allen voran natürlich die Halde Hoppenbruch, das Vereinsgelände von unserem Partnerverein dem Freeride Club Herten e.V.
Sven: Wie bist du dazu gekommen deinen eigenen Fahrrad Laden aufzumachen?
Daniel: Damals, zu meiner BMX Zeit, habe ich schon Fahrräder gekauft, sie wieder fit gemacht und verkauft oder getauscht. Irgendwann so mit 27 Jahren hatte ich die Möglichkeit, ohne finanziellen Druck, noch einmal zu überlegen, was ich wirklich beruflich in der Zukunft machen möchte. Daher habe ich als Aushilfe in der Duisburger Filiale von WaTzUp angefangen. Mein Angebot an den früheren Chef war: Ich komme eine Woche umsonst Arbeiten und danach sollte er entscheiden, ob er mich gebrauchen kann. So habe ich dort dann fest angefangen. Nach einigen Monaten kam einer der beiden Inhaber von WaTzUp auf mich zu und fragte, ob ich ihm seine Anteile der Firma abkaufen möchte. Eigentlich wollte ich ja einen Online Shop für Fahrradteile eröffnen, aber das war mir dann doch zu abstrakt. Ich bin halt Handwerker.
Sven: WaTzUp ist ja im Gegensatz zu anderen Händlern ein anderer Typ von Fahrradladen. Hattest du von Anfang an vor Dich anders zu positionieren oder kam das mit der Zeit?
Daniel: Alles kam so, wie es kommen musste und natürlich mit der Zeit. Das Know How um den High End Mountainbike Markt kompetent zu bedienen fällt ja nicht vom Baum. Wir bieten eine faire, nicht auf den maximalen Umsatz bedachte Beratung. Gerne bauen wir „Custom Made Projekte“ für unsere Kunden. Dabei nehmen wir einen Rahmen und stimmen mit dem Kunden die Ausstattung auf den gewünschten Einsatzbereich ab. Hier fließt unsere über 30-jährige Erfahrung mit dem Bike ein und hat schon so manchen Kunden vor üblen Fehlinvestitionen bewahrt. Man sollte aber auch damit klarkommen, dass es Dinge gibt, die wir nicht verkaufen, weil wir nichts davon halten (bspw. weil ständig Ärger wegen Reparaturen anstehen). Superlativen sind nicht so unser Ding. Viele Kunden behaupten sogar, dass wir bei der Beschreibung der Eigenschaften von Bikes und Zubehör eher untertreiben. Wer aus uns den letzten Euro quetschen möchte, kann sich den Weg sparen. Trotzdem kann man mit uns reden
Was auch häufig gewünscht wird, ist Serienbikes zu tunen, d.h.: wir machen sie leichter, stabiler, verbessern die Performance bei Reifen, Laufrädern, Bremsen auch an bestimmten Federelementen (nicht allen). Wir erwarten aber auch Fairplay von unseren Kunden.
Ich mag es nicht, schlecht über Mitbewerber zu reden. Wenn ich jedoch manche Dinge hier mitbekomme, kann ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Leute die 180cm messen bekommen XL Downhillbikes verkauft. Ein Enduro in 21,5 Zoll mit 70er Vorbau und langem Oberrohr für jemanden mit 188cm Köpergröße, oder in ein Bremssystem das DOT als Bremsmedium benutzt, wird Mineralöl gefüllt usw. und das sind nur einige Beispiele von vielen, die mich immer an den Spruch meines Meisters erinnert:
Jung, mach dat wo Du Dich auskennst. Qualität zieht sich durch wie’n roter Faden. Gute und schlechte!
Wir fahren verschiedene Mountainbikes, testen die Komponenten der Anbieter, stehen im direkten Kontakt mit sehr vielen Fahrern und Herstellern aus den Bereichen All Mountain, Enduro und Downhill. Darüber hinaus pflegen wir einen sehr guten Umgang mit unseren Kunden, woraus wir auch viel Know How ziehen. Was hält bei einer Alpenüberquerung tatsächlich? Was hat sich als praktisch erwiesen im Rennbetrieb? Was hält auch länger als eine Saison?
Sven: Außergewöhnlich ist der Laden selber wenn man sich hier so umsieht. Alte Glasverkaufsfenster viele Fliesen. Klassische Werkstatt oder Verkaufsräume sind das vorher nicht gewesen. Oder?
Daniel: Ne, das war früher mal ein Cafe (schaut in die Richtung des alten Kronleuchters). Das Theater Cafe Grothe. Mir war wichtig den alten Charme des Ladens zu erhalten. Manchmal Fluch, manchmal Segen. Es ist halt alles ein wenig eng und nicht auf den Betrieb eines Bikeshops ausgelegt. Aber was soll’s? Irgendwas ist ja immer! Dafür hat es Charme und Charakter. Ich stehe halt nicht auf diese sterilen Shops und deshalb bin ich auch glücklich damit. Mehr Platz hätte ich allerdings schon gerne, evtl. ergibt sich ja mal was.
Sven: Ihr habt viele exotische Marken wie Norco, Mondraker oder Yeti, im Sortiment die fern ab von Mainstream wie Cube, Bergamont, Bulls etc sind. Damit richtet ihr euch ja schon an eine sehr explizite Kundengruppe. Wie kam es dazu, dass ihr auf so exotische Marken setzt statt auf die Verkaufsschlager?
Daniel: Das stimmt nicht ganz. Cube z.B. haben wir im Programm. Dadurch können wir unsere Kundschaft im Trekking und MTB Hardtail Bereich bis ca. 3000 € mit einem Preis/Leistungsverhältnis auf dem Niveau der Versender verwöhnen. Trotzdem erhält der Kunde hier alle Vorteile aus dem Fachhandel, wie kompetente Beratung, professionelle Größenauswahl mit der Möglichkeit das Traumbike auf einer Probefahrt näher kennen zu lernen. Wenn jemand aus der Norm fällt, gerne auch die individuelle Anpassung von Sattel, Lenker, Vorbau und Griffen. Schnelle Werkstatttermine bei evtl. auftretenden Problemen sind exklusiv für unsere Kunden möglich. Ebenso gehören die kostenlose Erstinspektion nach spätestens 6 Monaten und eine gewinnneutrale Garantiebearbeitung innerhalb von 2 Jahren (ab Kaufdatum) dazu.
Ich bin allerdings auch der Meinung, wenn man dann richtig Geld in die Hand nimmt, bleiben wir bei dem Beispiel Yeti, soll Exklusivität mit einem Höchstmaß an Qualität geboten werden!
Norco Bikes baut seit 1964 Fahrräder und das zum größten Teil im Mountainbikebereich. Da unser Shop auch 90% Mountainbikes beherbergt war uns das sehr sympathisch. Wir finden auch die gefällige Geometrie, die 90% der Fahrer auf Anhieb passt, spektakulär gut. Nicht zu vergessen der faire Preis.
Mondraker ist ein Fall für sich. So wie die Spanier optisch polarisieren, ist es auch beim ersten Aufsitzen. Entweder man liebt es oder man hasst es. Unbedingt Probe fahren! Sucht man ein ultraschnelles, präzises Bike für die Trails dieser Welt, hat man, wenn man offen für neues ist, eine Wunderwaffe.
Außerdem sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Bikes von Mondraker in einer manufakturartigen Fertigung in Spanien/Alicante von Mitarbeitern montiert werden, die alle selbst Mountainbiker sind. Jeder Mitarbeiter ist für ein Bike verantwortlich was er komplett montiert. Keine Fließbandarbeit. Von Bikern, für Biker. Halt wie bei WaTzUp!
Und dann ist da noch Specialized. Dazu bedarf es wohl keiner Erklärung, die Marke kennt jeder, der sich in den letzen 20 Jahren mal mit dem Thema Mountainbike beschäftigt hat.
Sven: Bei so viel Laufkundschaft und ausgestellten Bike’s wie bekommt ihr es nur mit 2 Mitarbeiter alles zu meistern? Denn erst denkt man „Die verkaufen und Schrauben nur einwenig“ aber man vergisst schnell Buchhaltung / Einkauf etc.
Daniel: Das frage ich mich manchmal auch. Aber im Ernst, wir haben uns ganz gut aufgeteilt. Zusätzlich arbeiten wir mit 3 Aushilfen, die auch auf dem Bike „schlafen“. Jeder hat seine Aufgabe im Team und, wenn es mal an einer Stelle zu ungeplanter Mehrarbeit kommt, haben alle die nötige Kompetenz, um in diesem Bereich zu helfen. Den Aufgabenbereich von mir möchte ich, bis auf die Zubereitung des Mittagessens, ausklammern. Außerdem haben wir ein ausgeklügeltes Terminsystem, welches wir strickt abarbeiten. In der Werkstatt arbeiten wir nach dem Servicegedanken, d.h. das Kunden, die ihre Bikes bei uns gekauft haben, zu 100% vorgehen. Wir bitten hier unbedingt um eine Terminabsprache im Vorfeld. Im konkreten Fall machen wir lieber bei einem Kundenbike die kostenlose 1. Inspektion, als einen Auftrag von Fremdrädern anzunehmen, der uns Geld bringt. Das sind wir unseren Kunden schuldig und da gebe ich mein Wort drauf! Das führt bei Fahrern von nicht bei uns gekauften Bikes immer wieder zu Verwunderung, ist aber so. In der Saison fangen wir um 8:00 Uhr an zu Arbeiten. Dann können wir vormittags in der Werkstatt, im Büro und im Ladenlokal fokussiert arbeiten. Während den Öffnungszeiten, Mo-Fr von 13:00-19:00 Uhr und Samstag von 10:00-14:00 Uhr kümmern wir uns um die Kunden die uns im Ladenlokal von WaTzUp besuchen kommen zu 100%.
Sven: Vergangenes Jahr habt ihr einen Veranstaltungsabend mit Mondraker und SRAM gemacht. Worauf kann man sich in 2016 freuen?
Daniel: Och, da kommt noch ein bisschen was. Erstmal sind wir jetzt mit den Vorbereitungen vom Season Opening am 08.05.2016 im Landschaftspark Hoheward (Halden Hoppenbruch & Hoheward) beschäftigt.
Dort haben wir einen Stand neben unserem Partnerverein dem Freeride Club Herten e.V., wo wir dem interessierten Besucher die WaTzUp World in komprimierter Form etwas näherbringen möchten. Es warten Bikes von Norco, Mondraker und Pivot Cycles darauf, von Euch getestet zu werden. Und wir haben die Möglichkeit in entspannter Atmosphäre zu fachsimpeln. Mehr Infos hierzu gibt es hier: https://www.facebook.com/frcherten/
Im Anschluß daran haben wir im Juni ein Testevent auf der Halde Hoppenbruch mit Yeti Cycles geplant. Hierzu kommt unser Mann aus England, Scott, extra mit ca. 15 Testbikes nach Herten. Das wird eine extrem exklusive Nummer, die es so hier noch nicht gab.
Für Ende September wurde mir heute die Möglichkeit von Norco Cycles Deutschland zugesichert, die 2017er Modellreihe exklusiv auf den Trails von Hoppenbruch zu testen. Es sind All Mountains, Enduros und Downhiller im Gepäck und voraussichtlich werden geführte Touren über die Halden geboten. Für die Zeit dazwischen habe ich auch noch eine Aktion geplant, die jedoch noch nicht zu 100% fix ist.
Für die Winterzeit verlegen wir wieder 1-3 Events in das Ladenlokal von WaTzUp in Oberhausen, bei denen wir unsere Kunden und die, die es werden wollen, über Produkt und Technikhighlights für die Saison 2017 informieren. Wie immer im entspannten Rahmen und mit den geeigneten Getränken.
Hierfür empfehle ich interessierten Leuten unsere Facebookseite zu „liken“ um auf dem Laufenden zu bleiben: https://www.facebook.com/watzupoberhausen/
Sven: Immer mehr Leute kaufen ihre Ersatzteile oder Bikes im Internet, wie habt ihr diesen Wandel bemerkt und wie reagiert ihr darauf?
Daniel: Das kann man nicht ändern. Weiter oben habe ich etwas zu dem Preis/Leistungsverhältnis von unseren Bikes geschrieben. Wir haben unsere Preise bei vielen Artikeln und Ersatzteilen stark angepasst. Wenn wir exemplarisch einen aktuellen Camelbak nehmen, kostet dieser in der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers 129,99 €. Wir haben diesen Artikel für 109,99 € im Ladenlokal von WaTzUp in Oberhausen zum mitnehmen. Im Internet, bei den großen Anbietern, findet man den gleichen Artikel für 99,99 €. Das heißt wir liegen 10% über dem Internetpreis und mit uns kann man noch reden ;).
Ich könnte jetzt noch zig solcher Preisbeispiele verschiedenster Produkte nennen, ist aber eher langweilig. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich viel (zu viel) Zeit im Büro mit dem Einkauf und dem Preismarketing verbringe, um unseren Kunden Preise bieten zu können, die es nicht mehr zwingend nötig machen, sich den Abend im Internet bei der Preissuche um die Ohren zu hauen. Da hat man in der Regel besseres zu tun. Es sei denn, man ist nicht bereit etwas mehr für den Service eines Fachhändlers zu investieren. Wer dann nach einer Beratung durch uns nach Hause fährt und online bestellt, der soll auch demnächst zu Hause bleiben. Leider kommt das noch zu häufig vor. Eine Sache noch! Natürlich kaufe auch ich einige Dinge im Internet. Weil ich sie z.B. im Umkreis nicht bekomme oder ich schnell einen bestimmten Artikel brauche. Es würde mir jedoch im Traum nicht einfallen, in einen Laden zu gehen, den Leuten dort die Zeit zu stehlen, indem ich eine Kaufabsicht vortäusche, nur um mir dann zuhause den besten Preis aus ganz Europa zu suchen. Das ist asozial!
Sven: Wie schaut es mit euren Zukunftsplänen aus? Also auf den Laden als auch die Markenpalette die Ihr anbietet
Daniel: Das möchte ich jetzt noch nicht verraten. Ich versichere Euch, wir hängen weiter am Gas und bevor wir uns einen weißen, sterilen Hochglanzladen mit einer Innenausstattung für mehrere 10.000 € irgendwo hinsetzen, machen wir es Euch und uns lieber noch gemütlicher!
Sven: Hand aufs Herz, wie viele Bikes hat ein Bikeladenbesitzer im Keller stehen?
Daniel: Bedingt dadurch, dass ich in einem Generationenhaus mit meinen Eltern und meiner kleinen Familie wohne, 15 Stück, wovon 6 von mir sind. Ich habe ein Stahl MTB aus den 90ern von Trek als so genannte „Stadtschleuder“ und „Angelfahrrad“. Dann habe ich ein 29er Titan MTB von Rewel, welches mein Freund Martin Santa (einer der Inhaber) für mich nach meinen Vorstellungen geschweißt hat. Das hole ich nur zu Muttertag bei Sonnenschein raus
ein Enduro 27.5- Mondraker Dune Carbon XR costom made von mir. Ein Cube 29er Trekkingrad für den Weg zur Arbeit oder Familienausflüge. Ein Specialized P3 Dirtbike, welches tendenziell viel zu wenig von mir bewegt wird. In Planung ist noch was für MTB Touren. Mal schauen was es wird!! Evtl. ein Yeti? Oder doch ein Foxy?
Sven: Und wie oft kommst du noch selbst zum Biken?
Daniel: Wenn es gut läuft, nehme ich mir 2x die Woche Zeit für den Sport. Ich komme dann meistens in der Woche abends um 20:00 Uhr los und fahre ca 2 Std. in Duisburg, Essen oder auf unserem Vereinsgelände vom Freeride Club Herten e.V., der Halde Hoppenbruch. Bei einer 6-Tage-Woche sind die Wochenenden für meine Familie geblockt. Einmal im Jahr fahre ich traditionell mit ein paar Jungs nach Winterberg in den Bikepark. Meine Performance dort ist nicht katastrophal, aber entsprechend ;-). Die Hoffnung stirbt zuletzt. Irgendwann kommt auch wieder meine Zeit auf dem Bike.
Sven: Der Kunde ist König. Was war das geilste Kundenprojekt was ihr zu realisieren hattet? Wo wurde am meisten liebe ins Detail gesteckt?
Daniel: Das ist die schwierigste Frage bis jetzt. Ich könnte so etwas Abgedroschenes sagen, wie: „Wir stecken immer 100% unserer Leidenschaft in unsere Projekte“ und es würde sogar stimmen. Am Ende steht bei allem, was wir hier machen, mein Name drunter! Zurück zur eigentlichen Frage. Es gibt doch Projekte, die in Erinnerung bleiben, abgesehen von den Aktuellen. Ich habe mal ein Nicolai Helius CC aufgebaut, was voll alltagstauglich war und 9,6 Kg wog. Die Firma Nicolai ist nicht gerade dafür bekannt, leichte Bikes zu bauen. Als die Jungs von Nicolai davon erfahren haben, konnten sie es kaum glauben und haben das Bike für die Eurobike 2005 in Friedrichshafen angefragt. Natürlich habe ich es ihnen geliehen. Als ich selber am Stand von Nicolai war und mit einem Bierchen in der Hand die Reaktionen der verblüfften Händler über das extrem leichte gesehen habe, war das schon cool. Ein Nicolai von mir ging nach Hong Kong.
Fand ich auch strange! Oder der Kunde, der zu uns kam, und ein Enduro haben wollte. Auf Grund der geringen Schrittlänge vom Kunden haben wir das Specialized Enduro EVO auf 24 Zoll umgebaut. Als ich ihn durch Zufall traf und danach fragte, wie er so mit dem neuen Bike klarkam, zeigte er mir ein Video von sich auf seinem Handy. Ihr hättet mal mein Gesicht sehen sollen, als er in dem Video mit dem von mir umgebauten Bike einen Sprung über ca 18 Meter Länge und 7 Meter Höhe ganz locker sprang. Ein cooler Typ! Sehr angenehm in Erinnerung geblieben ist mir auch, dass wir einem Kunden mit nur einer komplett ausgeprägten Hand auf einer Seite des Lenkers 2x Schalthebel und Vorder- und Hinterbremse angebaut haben und er damit die Trails rockt. Das macht extrem Spaß, auch in der Beratung, wenn wir es schaffen den Kunden unsere Begeisterung für das Thema Mountainbike näher zu bringen oder ihnen, wie in dem Fall, durch unser Know How helfen, wieder Spaß beim Biken zu haben. Wenn ich länger überlege wird das noch ein abendfüllendes Programm…
Sven: Und was waren die Top 5 der kuriosesten Kundenwünsche wo euer Mechaniker Benni die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat?
Daniel: Wir sind ja fast wie ein altes Ehepaar, deshalb weiß ich schon bei der Annahme von Aufträgen was ich ihm zumuten kann und was nicht.
Man vergisst leider viele Sachen, aber 2- 3 Schenkelklopfer haben wir schon. Diese Wünsche/Aufträge sind natürlich nicht zur Bearbeitung gekommen
- 3 fach Kurbelgarnitur auf Specialized Demo S-Works Carbon
- Einen Titanrahmen auseinander sägen um einen Riemenantrieb zu verbauen und danach wieder zusammen schweißen
- Doppelbrücken Gabeln in Hardtails einbauen
- 58er Kettenblatt verbauen
- einen habe ich noch aus der Zeit wo ich als Aushilfe in Duisburg gearbeitet habe. Ich zur Kundin: „Ich habe Dir ca 700ml Wasser aus deinem Rahmen geholt als ich das Innenlager erneuert habe. “
Sie zu mir: „Daniel, das war kein Wasser! Was meinst Du denn wie wir bei den Langdistanzrennen pinkeln.“ Toll, das wollte ich nicht hören…
Sven: Vielen Dank, dass Du neben dem ganzen Verkaufen, Schrauben und Biken doch etwas Zeit gefunden hast.
Daniel: Hey, gerne! Wie heißt et so schön im Ruhrpott: Eine Hand wäscht die andere! In diesem Sinne, Ride on und bis bald liebe Leute. Daniel, Benjamin und der Rest der WaTzUp’er