Diesmal war es meine Aufgabe, dem erfahrenen Kunden, die „Eierlegendewollmilchsau“ als stabilen Begleiter für Touren im Bergischen Land und als Spaßrakete für den Urlaub als 29er „Enduro“ zusammenzustellen und aufzubauen. Es waren Anbauteile vorhanden, die von mir verbaut werden sollten.
Mehrere Mountainbikes umfasste der Fuhrpark des Kunden bereits zu diesem Zeitpunkt, jedoch sollte das „einsfüralles“ Bike her! Keine leichte Aufgabe für mich.
Es waren Anbauteile wie Syntace Vector Carbon Lenker, Hope Hope Tech3 V4 (allerdings mit Kunststoffleitung), Magura Vyron eLect Vario Stütze, Shimano XTR 9000 Schaltgruppe und Pedale, Syntace W35 Felgen, Maxxis HR2/ DHR2 Reifen, Ergon Ergon SME3 Pro Sattel von einem älteren, nicht realisierten Projekt des Kunden vorhanden, die von mir an den XL’er Pivot Switchblade Carbon Rahmen verbaut werden sollten.
Der Name Pivot Switchblade stand ganz oben auf der Wunschliste.
Apropos Kundenwünsche!
Abgesehen davon, dass es so schwarz wie möglich werden sollte, gab es eine detaillierte Liste, die mir genaue Angaben über die Positionen verschiedener Einstellungen und Montagemöglichkeiten vorschrieb. Manche waren individuelle Einstellungen auf die Ergonomie des Kunden, manche waren selbstverständlich Standard für uns. So lernt man sich kennen, so kann ich arbeiten 😊 Mein neuer Kunde machte mich im persönlichen Gespräch auch darauf aufmerksam, dass er sehr pingelig sei.
Ich sagte zu ihm: „Cool! Ich bin auch pingelig“ und machte mich an die Arbeit.
Das Pivot Switchblade Rahmen/ Gabelset in XL wurde mit einer ca 14 tägigen Lieferzeit von mir bestellt. Dadurch verschaffte ich mir die nötige Zeit, fehlende Anbauteile zu bestellen und einer nicht so einfach zu beantwortenden Frage nachzugehen, welche Kurbel können wir verbauen. Warum sollte das so schwer sein? Ganz einfach, der Rahmen arbeitet mit SUPERBOOST, einem neuen Standard?!
Superboost= 157mm Achsbreite der Hinterradnabe verlangt nach einer breiteren Kurbelachse und einem geänderten Q Factor, so weit so gut…
Nach einer länderübergreifenden Recherche bei mehreren Herstellern, Rücksprache mit den Ingenieuren, der Serviceabteilung der Importeure und dem Kunden, hatte ich endlich ein passende und dem Gesamtkonzept/ Pivot Switchblade würdige Kurbel gefunden. Die Race Face Next SL G4 Carbonkurbel fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein.
Gemeinsam mit meinem Kunden wählte ich folgende Anbauteile zum komplettieren des Customaufbau aus:
Hope Pro4 Naben (Boost und Superboost) schwarz, Hope Steuersatz, Hope Sattelklemme, Scheibenbremsadapter und Spacer schwarz, Race Face Chain Ring DM 28T schwarz und Chinch Innenlager, KMC X11SL DLC 11 Fach Kette schwarz, Tune Tubelessventil schwarz, Goodridge Leitungskit mit schwarzen Fittings.
Introducing the Pivot Switchblade from Pivot Cycles on Vimeo.
Für den Aufbau des Pivot Switchblade Customaufbau nahm ich mir die nötige Zeit. Vorab bat mein Kunde mich den Rahmen zu wiegen. Der Rahmen Größe XL inklusive Fox Float DPS Dämpfer, Satteklemme, Lagerschale für 650B Laufräder (musste später ausgetauscht werden), brachte 3,15KG auf die Waage. Die Laufräder mit Hope Pro4 157/12 und 110/15 mm Achsen, Syntace W35 Felgen in 29 Zoll, Sapim 2.0/ 1.7 Speichen in schwarz und schwarzen Aluminiumnippel wogen knappe 2100 Gramm und wurden durch uns eingespeicht. Hinterrad lag bei 1115g und das Vorderrad schlug mit 990g zu Buche. Mir war es wichtig, bevor das neue Tubelessband geklebt wurde die Felgen vernünftig mit Alkohol zu reinigen da die felgen schon einmal im Einsatz waren. Durch die Eloxierte, etwas offenporige Oberfläche des Felgenbettes hielt das Tubelessband anfänglich nicht so gut. Ich probierte mehrere Hersteller aus und landete schließlich beim Produkt von Schwalbe. Tune Tubelessventile, Maxxis High Roller 2 und DHR 2 Reifen montiert. Erstmal montiere ich die Reifen ohne Milch und befülle sie „trocken“ mit Luft. Wenn der Reifen sitzt, lasse ich die Luft wieder ab und fülle dann erst die Latexmilch ein. Wir arbeiten in der Werkstatt mit der Topeak Joe Blow Pumpe, die uns gerade bei der Montage von Tubelessreifen beste Dienste erweist. Kassette Shimano XT 11-46 und Hope new Float Bremsscheiben machten den Laufradsatz komplett. Tubelesslaufräder mache ich immer zuerst fertig um nach ca 24 Stunden den Luftdruck prüfen zu können.
Als nächstes werden die Teile an den Pivot Switchblade Rahmen montiert, die sorgfältig eingepresst werden wollen, das Innenlager und der Steuersatz. Danach montiere ich die Kurbel um deren Leichtlauf zu kontrollieren, passt sehr gut. Dann wird die Gabel „trocken“ ohne Fett in den Rahmen gesteckt, um die Höhe des Verbaus zu ermitteln und den Schaft der Fox 36 Float 29 3Pos-Adj, FIT4 150mm mit Hilfe von (einem scharfen Sägeblatt) Sägelehre und dem Rohrentgrater sauber auf die passende Länge zu bringen. Nach dem Säubern, alles Fetten und das Cockpit bzw die Lenkzentrale, Vorbau, Lenker, Griffe usw nach den genauen Vorgaben des Kunden montieren. Die Lieblingsaufgabe eines jeden Monteurs sind innenverlegt Züge. Das wird bei Pivot Cycles sehr montagefreundlich gelöst. Durch mehrere Öffnungen die durch demontierbare „Serviceklappen“ verschlossen sind, lassen sich die Züge, durch die kurzen Wege gut durch das Innere des Rahmens führen.
Nun darf ich mich mit der Hope Tech3 V4 Bremse bzw den schwarzen Goodridge Stahlflexleitungen vergnügen. Dafür habe ich die Kunststoffleitungen entfernt (keine Ahnung wer an eine Downhillbremse Kunststoffleitungen montiert, das ist nicht original), Bremsbeläge kamen auch raus. Die Leitungslänge war schnell festgelegt und so konnte ich die Fittings montieren. Dadurch das die Goodridge Stahlflexleitung im Durchmesser einen Millimeter mehr misst, musste die „Serviceklappen“ vom Pivot Switchblade mit einer Feile bearbeitet werden die den gleichen Durchmesser hat. Das dauert ein wenig. Bremse entlüften, Bremsbeläge montieren, einstellen und fertig. Schaltzüge und Kette sind mit dem nötigen Werkzeug schnell montiert. Den Luftdruck vom Fox Float DPS Dämpfer senke ich auf 50 PSI, komprimiere ihn bis zum Ende des Hubs, um so die Länge der Leitungen, die um den Innenlagerbereich verlaufen zu prüfen.
Die Einstellungen und Feinarbeiten nehmen da schon etwas mehr Zeit in Anspruch.
Jetzt war es soweit, mein erster Kontakt mit der elektronisch verstellbaren Sattelstütze von Magura, der Vyron eLect Vario Stütze. Fazit: Praktische Montage! Die Verzögerung der Absenkung mag in der Theorie stören, ich gehe jedoch davon aus, das es sich im Fahrbetrieb kaum unangenehm äußert. Der Sattel wird von mir immer in „Waage“ mit Hilfe einer Wasserwaage und mittig vom Gestell zur Aufnahme der Stütze, als Grundeinstellung montiert. Der Rest erfolgt gemeinsam mit dem Kunden bei der Auslieferung. Abschließend richte ich den Vorbau, den Lenker, die Bremshebel und Schalthebel aus. Mit dem Drehmomentschlüssel werden ein letztes Mal alle Schraubverbindungen durch mich geprüft.
Endlich darf ich auf Probefahrt! Hierbei werden alle Funktionen geprüft und die Bremse etwas eingebremst. Außerdem hatte mich der Kunde gebeten, ihm vorab ein Bild vom fertigen Bike zukommen zu lassen.
Nachdem ich das Bike/ Pivot Switchblade für gut befunden habe, lasse ich immer noch einmal durch jemand anderes Probefahren. Hier werden manchmal noch Kleinigkeiten gefunden, die man selber übersehen hat oder durch die intensive Auseinandersetzung mit einem Montageproblem evtl eher akzeptiert als jemand der sich vorher nicht so intensiv damit auseinandersetzen musste.
Bei der Abholung des Kunden bin ich sehr gerne auf seine Fragen eingegangen, habe ihm den Sattel angepasst, den Lenker und die Bremshebel ergonomisch angepasst. Das vorher von mir eingestellte Fahrwerkssetup passte, also habe ich nur noch die jeweiligen Luftdrücke, die Zugstufeneinstellung und die Dämpfer ID’s für eventuelles Resetting notiert. Jetzt wollten wir noch das Gesamtgewicht vom Pivot Switchblade 29er in XL ermitteln. 13,8 KG mit Pedalen, potenten Reifen mit dicker Karkasse und einer Downhill 2 Kolbenbremse geht vollkommen OK! Wir waren zufrieden 😊
Ach ja, die Zufriedenheit des Kunden. Mein neuer Kunde hatte mir von Anfang an zu verstehen gegeben, das er sehr pingelig war und das ist auch gut so! Umso gespannter war ich auf seine Reaktion als er den custom made Aufbau am Samstag bei mir abholte.
Beim Rausgehen sagte er zu mir: „Ich bin sehr zufrieden, das sage ich nicht oft“ darauf erwiderte seine nette Begleitung: „Das sagt er eigentlich nie“
Dann habe ich meine Mission erfüllt und kann beruhigt in’s Wochenende gehen.
Pivot Switchblade
Ein kleines Feedback kam nach einiger Zeit auch schon, hier der O-Ton:
„Ich bin gestern dann zum ersten Mal „richtig“ mit dem Bike unterwegs gewesen.
Es agiert so wie ich es mir erhofft habe, rauf wie runter…
Wirklich perfekt für mich. Die Qualität des Aufbauers läßt auch keinerlei Kritik zu!
Ich musste bisher selten so wenig (so gut wie nix) anpassen.
Vielen Dank nochmal“!
Bei diesem Aufbau sind es die kleinen Dinge, die aus etwas anscheinlich Gewöhnlichem, etwas Ausserordentliches machen. Schaut Euch die Bilder einmal genau an und Ihr werdet es vielleicht entdecken.
Der erste Pivot Cycles Testday im Ruhrgebiet (inklusive kurztest vom Firebird von Daniel)
Auf unserer Facebookseite gefiel dieser Aufbau 899 mal, wurde 41 mal geteilt und 38 Kommentiert
Die Zeitschrift Mountainbike Rider Magazine teilte diesen Aufbau auch auf ihrer Facebookseite
Auch Pivot Cycles hat unsern Aufbau auf ihrer Facebookseite geteilt
Viel Spaß dabei, Daniel
24. März 2017
WatzUp.bike
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